Transfer in Studium, Lehre & Weiterbildung

Transferaktivitäten im Bereich Lehre und Studium stellen den wechselseitigen Austausch von Erfahrungen, Wissen, Fragestellungen und Ideen zwischen Studierenden, Wissenschaftler:innen und außeruniversitären Akteuren in den Mittelpunkt.  Als eine der ersten Universitäten in Deutschland hat die Universität Konstanz Transfer in der Lehre systematisch gefördert und als profilbildende Maßnahme in der Exzellenzstrategie festgeschrieben. In transferorientierten Studien- und Lehrangeboten können Wissenschaftler:innen, Studierende und hochschulexterne Partner:innen gemeinsam an Fragestellungen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik arbeiten. Daraus entstehen Anwendungs- oder Umsetzungsideen, neue Konzeptualisierungen und Forschungsfragen.

Umgekehrt orientieren sich Lehr- und Weiterbildungsangebote und berufsvorbereitende und karrierefördernde Maßnahmen an den Herausforderungen, denen sich Wirtschaft, unterschiedliche Berufsfelder, und gesellschaftliche Akteure gegenübersehen. Transferaktivitäten im Bereich Lehre und Studium leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung der Universität.

Grundsätze der Transferaktivitäten im Bereich Lehre und Studium

  • Transfer ist ein vielfältiges und komplexes Handlungsfeld und erfordert daher Kreativität und Flexibilität.
  • Transfer erfordert den Mut zum Experimentieren und die Freiheit zum Scheitern. Scheitern wird als Chance zum Lernen verstanden.
  • Kollaboratives Arbeiten, Dienstleistungseinstellung und Umsetzungsorientierung sind für die Unterstützung erfolgreicher Transferaktivitäten entscheidend.
  • Transfer erfordert vertrauensvolle Beziehungen der Beteiligten. Gegenseitiger Respekt und die Berücksichtigung der Bedürfnisse und Prioritäten des jeweils anderen sind entscheidend für gelingende Zusammenarbeit.
  • Transfer zielt darauf ab, die Synergien in der Zusammenarbeit der beteiligten Parteien (Studierende, Forschende/Lehrende und externe Partner) zu finden und zu nutzen.
  • Die Reflexion des Transferprozesses und der gewonnenen persönlichen Fähigkeiten bildet eine zentrale Lernkomponente für Studierende in Transferaktivitäten.
  • Die Universität fördert den Ausbau ihrer Transferaktivitäten im Bereich Studium und Lehre durch Personal, das darin unterstützt, Transferanlässe gezielt zu schaffen und sie transparent und erkenntnisgewinnend für alle Beteiligten zu gestalten. 

Transferaktivitäten und Unterstützungsangebote

Die Universität hat sich zum Ziel gesetzt, dass Studierende während ihres Studiums Transfererfahrungen machen können, die Studieninhalte und erworbene Kompetenzen mit Akteuren und Erkenntnissen aus der Anwendungs- oder Berufspraxis in Verbindung setzen. Studierende sollen Transferkompetenzen entwickeln können, die auch die Reflexion von Transferprozessen umfassen.

Unterstützt werden solche Transferprozesse im Studium durch:

gezielte Vermittlung von Transferkompetenzen

Im Bereich Studium und Lehre zielen Transferaktivitäten darauf ab, Studierenden Transferkompetenzen zu vermitteln, wofür geeignete Transferanlässe geschaffen werden müssen. Wichtig dabei ist, dass universitäre Lehre in einem geschützten Raum stattfinden kann, in dem Studierende sich ausprobieren und Fehler machen dürfen. Transfer in grundständiger sowie weiterbildender Lehre übt deshalb zunächst die Übersetzung von wissenschaftlichem Wissen in außerwissenschaftliche Kontexte bzw. Anforderungen. In diesem Sinne wird in Praktika oder spezifischen Lehrformaten die Anwendung von (Fach-)Wissen, Theorien und Methoden aus dem Studium auf neue Frage- und Aufgabenstellungen eingeübt. Dabei entwickeln die Studierenden sogenannte fachwissenbasierte Transferkompetenzen, die es ihnen ermöglichen, in ihren Fachstudiengängen erworbenes Wissen auf außeruniversitäre Kontexte zu übertragen.

Über die fachspezifischen Kompetenzen hinaus bietet die Universität Konstanz ihren Studierenden die Möglichkeit, allgemeine Fähigkeiten zu entwickeln, die die Anwendung des an der Universität erworbenen Wissens in konkreten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Handlungsfeldern unterstützen: fachübergreifende Transferkompetenzen. Dazu zählen konkrete Fähigkeiten wie Berufsvorbereitung und -orientierung sowie unternehmerische Kompetenzen und Entrepreneurship Skills, die eine effektive Integration in den Arbeitsmarkt ermöglichen. Die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen zielt darauf ab, nicht nur beruflichen Erfolg, sondern auch eine aktive und verantwortungsbewusste Teilnahme an der Gesellschaft zu ermöglichen.

Schaffung von vielfältigen Transferanlässen

Unter Transferanlässen verstehen wir Gelegenheiten bzw. Formate zum gegenseitigen Austausch von Wissen und Know-how zwischen Universität und außerakademischen Akteuren wie z. B. gemeinsame Lehrprojekte mit hochschulexternen Akteuren, aber auch Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung oder der Berufsorientierung.

An der Universität Konstanz wurden seit 2017 unter dem Oberbegriff Transferorientierte Lehre systematisch neue Ansätze in das Studium integriert, die Transferanlässe einbeziehen. So ist beispielsweise ein Seminar, in dem Studierende unter Anleitung von Fachlehrenden gemeinsam mit lokalen Akteuren einen Plan für die Einbindung der Gemeinde in eine kommunale Einrichtung entwickeln, ein Anlass für einen multidirektionalen Transfer: die Studierenden bringen ihr an der Universität erworbenes Wissen in den Austausch ein und sammeln praktische Erfahrungen sowie Feedback aus der nichthochschulischen Lebenswelt. Die Akteure vor Ort bringen Erfahrungen und Know-how sowie Fachwissen in den Austausch ein und erhalten neben neuen Impulsen auch Anschluss an wissenschaftliche Diskussionen. Eine öffentliche Ausstellung, bei der Studierende in einem Seminar erarbeitete Inhalt der Öffentlichkeit vorstellen, kann als unidirektionaler Transfer betrachtet werden: Hochschulwissen wird durch die Ausstellung der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Multidirektionale Transferprojekte in der Lehre erweisen sich in den meisten Fällen als forschungsaffin. Lehre geht aus Forschung hervor, aber Forschung kann in solchen Projekten auch Impulse aus der Lehre erhalten. Auf diese Weise tragen Transfer Lehre-Projekte zu dynamischen Innovationszyklen zwischen Forschung, Lehre und der Anwendung wissenschaftlicher Ergebnisse bei. Studierende und Lehrende können Forschungsfragen revidieren oder differenzieren sowie in Kommunikation mit externen Partnern völlig neu stellen. Transferorientierte Lehrprojekte können so auch Anlass für Forschungs- und Qualifikationsarbeiten werden.

Hierfür bietet die Universität Konstanz ein gut vernetztes Dienstleistungsangebot:

Transferorientierte Lehrangebote – Förderung durch Transfer Lehre

Das Team Transfer Lehre hat seit 2017 den Ausbau transferorientierter Lehrangebote in allen Fachdisziplinen und über den gesamten Studienverlauf hinweg gestärkt, sichtbar gemacht und maßgeblich zur Weiterentwicklung des Lehrprofiles beigetragen. 

Transferprojekte in der Lehre können aus Fragestellungen aus der Zivilgesellschaft, aber auch aus existierenden Forschungsvorhaben oder Forschungsinteressen der Lehrenden abgeleitet werden. Des Öfteren entwickeln sich aber auch neue Forschungsfragen und -arbeiten aus Transfer-Lehre-Projekten. Aufgrund der Neuartigkeit der Fragestellungen in Transferprojekten in der Lehre sind diese häufig forschungsorientiert angelegt. Nicht selten mündet ein solches Lehrprojekt in Abschlussarbeiten oder Promotionen.

Das Team Transfer Lehre unterstützt Lehrprojekte mit externen Partner:innen durch Beratung, Vernetzung mit möglichen Kooperationspartner:innen, Formatentwicklung, Begleitung und Co-Finanzierung. Impulse zu diesen Lehrformaten kommen von allen beteiligten Akteursgruppen – von Lehrenden, Studierenden bzw. Hochschulgruppen oder, Partner:innen aus der Zivilgesellschaft. Die individuelle Beratung sowohl von Lehrenden als auch von an Kooperationsprojekten interessierten externen Partner:innen hat sich als das zentrale Instrument erwiesen, Projektseminare im Transferbereich auf den Weg zu bringen.

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Berufsorientierende Angebote – Career Service

Ein Großteil der Studiengänge der Universität Konstanz bereitet nicht auf ein klares Berufsbild vor. Es ist daher besonders entscheidend, dass Studierende in die Lage versetzt werden, die im Studium erworbenen Kompetenzen zu erkennen, zu benennen und auf mögliche Berufsfelder zu transferieren.

Der Career Service der Universität Konstanz unterstützt Studierende, Promovierende und Absolvent:innen beim Transfer der im Studium vermittelten Kompetenzen auf die berufliche Anwendung, bei der Adaption von theoretischem Wissen auf konkrete Aufgabenstellungen und bei der Reflexion von Praxis- und Erfahrungswissen.

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Schlüsselqualifikationen – SQ-Zentrum

Das SQ-Zentrum der Universität Konstanz bietet vielfältige, berufsorientierte Bildungsangebote zur Förderung des Transfergeschehens. Es reagiert auf aktuelle Bildungsdiskurse und gesellschaftliche Veränderungen, indem es digitale und nicht-digitale Schlüsselqualifikationen vermittelt.

Die Lehre umfasst Themen wie Digitalisierung, Demokratiebildung und Soziales, Kunst- und Kulturmanagement, Nachhaltigkeit. Workshops und Seminare bereiten Studierende auf den Studien- und Arbeitsalltag vor, stärken persönliche und soziale Kompetenzen und bieten Einblicke in verschiedene Berufsfelder.

Durch die Teilnahme von Bachelor- und Masterstudierenden aller Fachrichtungen entstehen heterogene Lerngruppen, die die Transferkompetenz der Studierenden fördern. Diese Kompetenz ermöglicht es ihnen, Wissen und Fertigkeiten aus verschiedenen Kontexten zu reflektieren und in neuen Situationen anzuwenden.

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Wissenschaftliche Weiterbildung - Referat für Lebenslanges Lernen

Lehre aus Forschung steht auch für weiterbildende Lehre, also berufsbegleitende oder ergänzende Angebote mit einer weiterbildenden Dimension. Die Transferdimensionen der wissenschaftlichen Weiterbildung reichen von der Komplementarität weiterbildender Angebote im Kontext des Transfers von Forschung, über die tätigkeitsbegleitende postgraduale wissenschaftlich fundierte Vertiefung oder Ergänzung inhaltlicher oder methodischer Kompetenzen bis hin zu Beiträgen zur Akademisierung von Tätigkeitsfeldern, zum Beispiel im Bereich der Therapieberufe.

Die wissenschaftlichen Weiterbildungsangebote der Universität Konstanz sind hierbei konsequent Bologna-kompatibel kanonisiert und knüpfen kompetenzbezogen an die Niveaus 6 und 7 des Deutschen beziehungsweise Europäischen Qualifikationsrahmens an, also im Hochschulkontext an das Bachelor- und Masterniveau. Die Formate reichen vom kompakten Microcredential über Certificates of Basic Studies, Certificates of Advancend Studies bis zum berufsbegleitenden Bachelor und Master. Nicht nur die Studiengänge, sondern auch alle kompakten Angebote werden inhaltlich von den Fachbereichen verantwortet und formal durch diese eingerichtet. Durch diese konsequente strukturelle Verankerung entsteht auch ein konsistenter Rahmen für die Transferdimensionen wissenschaftlicher Weiterbildungsangebote.

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TRAFO: Netzwerk transferorientierter Lehre in Baden-Württemberg

Das Verbundprojekt TRAFO: Netzwerk transferorientierter Lehre in Baden-Württemberg wurde auf Anregung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gegründet und mit einer dreijährigen Projektförderung (2019-22) unterstützt. Die Geschäftsführung wird trotz Auslaufen der finanziellen Förderung vom Team Transfer Lehre der Universität Konstanz weitergeführt.

Der Verbund transferorientierter Lehre Baden-Württemberg hat zum Ziel, Lehrprojekte in Kooperation mit außeruniversitären Partnern zu identifizieren, sichtbar zu machen und zu unterstützen. Zu diesem Zweck berät TRAFO Lehrende und wissenschaftsunterstützende Serviceeinrichtungen der baden-württembergischen Hochschulen bei der Etablierung von Lehrtransferaktivitäten an ihrer Hochschule und unterstützt die Vernetzung mit anderen Lehrenden und außerakademischen Partnern. Dies entspricht dem Verständnis, dass gute Lehre gemeinsam gestaltet werden muss und der Austausch darüber für die (Weiter-)Entwicklung von Lehre genauso wichtig ist wie für die Forschung.

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