Besichtigung der städtischen Entsorgungsbetriebe Konstanz

Am Donnerstag, den 27. Juli 2017 lud das Green Office zu einer Besichtigung der städtischen Entsorgungsbetriebe Konstanz (EBK) ein. Hintergrund des Ausflugs war unter anderem die Frage, ob das Mülltrennen in Konstanz tatsächlich sinnvoll ist. Da die Aufbereitung und Weiterverwertung des Mülls stark von Kommune zu Kommune variiert, wollte sich das Green Office mit der Besichtigung ein eigenes Bild von den lokalen Begebenheiten machen.

Trotz leichten Regens trafen sich eine Handvoll interessierter Menschen auf dem Betriebsgelände der EBK um neun Uhr. Zunächst erhielten die Besucher*Innen eine theoretische Einführung zu den Aufgaben der EBK. Neben der Müllverarbeitung nehmen sich die EBK nämlich auch der Wasseraufbereitung an. Frau Homrighausen-Riester (HR), die beauftragte Führerin der EBK, verdeutlichte die massive Wasserbelastung vor Ort, die vor allem aufgrund von der Entsorgung feuchter Toilettentücher (können nicht zersetzt werden) und von Medikamenten sowie Mikroplastik (können nicht effizient gefiltert werden) durch die Toilette entstünden. Mikroplastik, so HR befinde sich vor allem in Kosmetikprodukten, könne sich aber auch aus Textilfasern lösen, was die Mär vom super Recyling-Shirt deutlich in Frage stellt. Was die Medikamentenentsorgung betrifft, so empfiehlt HR die Entsorgung über den Restmüll und verweist auch auf die Möglichkeit, dass einige Apotheken auf Kulanz Medikamentenreste zurücknähmen. Auf feuchte Tücher sollte man im besten Fall gänzlich verzichten. Ein Blick in die Zukunft verrät, dass ein vierter Abwasserfilter (aktuell gibt es drei Filter zur Klärung des Wassers) in Form von Tüchern, Ozon oder Aktivkohlefiltern wohl kommen wird, jedoch aktuell noch die Fragen der Entsorgbarkeit (Aktivkohle) und des hohen Energieaufwands (Ozon) und den damit verbundenen -nicht nur monetären- Kosten geklärt werden müssten. Die gute Nachricht ist, dass Putzmittel keine nennenswerte Belastung für das Wasser darstellen.

Im Weiteren wurde die Müllweiterverarbeitung dargestellt. Spannend dabei ist, dass die EBK selbst keinen Müll verarbeiten, sondern diesen nur sammeln, sortieren und an entsprechende Verarbeitungsanlagen verteilen. So werden die gelben Säcke in eine Sortieranlage im Allgäu gebracht, der Restmüll nach Weinfelden in die Schweiz (im Gegenzug klären die EBK das Wasser aus der Schweiz) und der Biomüll nach Singen. Vor Ort in Konstanz werden lediglich Speisereste und -fette in der Biogasanlage vergoren. Das Methan, welches beim Wasserklärungsprozess im Faulturm entsteht, wird in die Kläranlage in Form von Wärmeenergie zurückgeführt und zum Betrieb der Anlage verwendet. Der dabei entstehende Klärschlamm wird nach Nordrhein-Westfalen zur Verbrennung geschickt. Leider schien es als haben die EBK wenig Einblick und Einfluss darauf, was mit dem Müll dann weiter geschieht, sodass die Frage nach den Auswirkungen des Konstanzer Mülls nicht final geklärt werden konnte. Das Trennen lohne sich in Konstanz aber allemal, so HK, da nur so eine effiziente Weiterverarbeitung des Mülls gewährleistet werden könne.

Im Folgenden besichtigten wir noch das Betriebsgelände: Beeindruckt bestaunten wir die unterschiedlichen Müllfahrzeuge und lauschten gebannt der Tatsache, dass gelbe Säcke nicht mehr vor Ort gelagert würden, da sich die Vögel aus dem angrenzenden Naturschutzgebiet an diesen bedienten, um ihre Nester zu bauen. Zu guter Letzt war die Führung so gut abgepasst, dass wir ein Müllfahrzeug bei der Leerung beobachten konnten: rotierende Kompostmassen ergossen sich plastiktütengespickt in den Container - zum Glück wird nachsortiert :)

Bericht: Nathalie Niekisch