Das Audimax der Universität Konstanz
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Brücken schlagen: Das Studium Generale

Die Universität Konstanz bietet nicht nur ihren Studierenden ein breites Lehrangebot, sondern vermittelt Wissenschaft auch an die Öffentlichkeit.

Was ist das Studium Generale?

Die Ringvorlesungen des Studium Generale schlagen Brücken zwischen den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften. Sie richten sich an Studierende aller Fachrichtungen, interessierte BürgerInnen sowie an SchülerInnen und sind allgemein verständlich und kostenfrei zu besuchen.

Die Vorträge des Studium Generale finden
jedes Wintersemester
montags
zwischen 18.15 und 19.45 Uhr
im Auditorium Maximum (Raum A 600) der Universität Konstanz statt.

Was behandeln die Vorträge?

Eine Reihe von Vorträgen beleuchtet aktuelle Themen aus naturwissenschaftlicher, kultureller, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht. Fachleute aus unterschiedlichen Fachrichtungen erschließen Ihnen wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem neuesten Stand der Forschung.

Wann finden die Vorträge statt?

Das Studium Generale findet in der Regel im Wintersemester (ab Oktober 2020) montags zwischen 18:15 Uhr und 19:45 Uhr statt. Die Themen für das Wintersemester 2020/21 werden im Sommer bekannt gegeben. Diese im folgenden aufgelisteten Themen und Vorträge wurden im vergangenen Wintersemester 2019/20 gehalten:

Die Themen des Studium Generale im Wintersemester 2019/20

21. Oktober 2019: Der Islam und die Teilung des Mittelmeers?

Prof. Dr. Daniel König, Universität Konstanz

Kam es im Zuge der Entstehung und Ausbreitung des Islam zur Etablierung eines "eisernen Vorhangs" zwischen Christentum und Islam, wie der britische Islamwissenschaftler Bernard Lewis (1916-2018) vor etwa einem halben Jahrhundert behauptete? Der Vortrag widmet sich der Frage, welcher Rolle der islamischen Welt im Prozess der Fragmentierung des römischen mare nostrum zukommt und gibt einen Überblick über die vielfältigen Beziehungen, die christlich und muslimisch beherrschte Sphären im Mittelalter miteinander verbanden. Ausgehend von einer Darstellung der berühmten "Pirenne-These" des belgischen Historischers Henri Pirenne teilt sich der Vortrag in drei Teile: Zunächst diskutiert er, ob die Entstehung des Islam und die Ausbreitung muslimischer Herrschaft im Mittelmeerraum als entscheidender Faktor für den Umbruch von der Antike zum Mittelalter gesehen werden kann. Hierauf folgt eine Diskussion der Frage, ob es mit der Ausbreitung muslimischer Herrschaft zum Abbruch (trans-)mediterraner Verbindungen zwischen Nord und Süd kam. Abschließend soll diskutiert werden, ob man den Islam als "fremdes" Element im römisch-hellenistisch geprägten Mittelmeerraum sehen kann und inwiefern es möglich ist, von einem "geteilten" Mittelmeer zu sprechen.

Daniel G. König studierte Geschichte, Islamwissenschaft und Politik an den Universitäten Salamanca und Bonn. Er promovierte 2006 mit einer Dissertation zum Christianisierungsprozess des 4. bis 8. Jahrhunderts. Die Habilitation zur arabisch-islamischen Dokumentation des mittelalterlichen Europa erfolgte am Deutschen Historischen Institut Paris sowie an der Goethe-Universität Frankfurt. Nach einer Professur am Heidelberger Cluster “Asia and Europe in a Global Context” bekleidet er seit April 2018 die Professur für die Geschichte der Religionen an der Universität Konstanz. Hier forscht er zu christlich-muslimischen Beziehungen und sprachlichen Interaktionsprozessen im mittelalterlichen Mediterraneum sowie arabisch-islamischen Bildern des Westens.

 

28. Oktober 2019: Homöopathie - Fake oder Wissenschaft?

Prof. (em.) Dr. med. Dr. rer. nat. Klaus Aktories, Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Vor etwa 200 Jahren begründete der Arzt Samuel Hahnemann die Therapiemethode der Homöopathie. Wesentliche Prinzipien der homöopathischen Therapie gehen direkt auf ihn zurück und sind am ehesten aus einer historischen Perspektive zu verstehen. Zu diesen Prinzipien der Homöopathie zählen 1. die Ähnlichkeitsregel, 2. die Prüfung von Arzneimitteln beim Gesunden, 3. das Potenzieren von Arzneimitteln durch Verdünnen und 4. die individuelle Therapie. Die Ähnlichkeitsregel (nach Hahnemann "Similia similibus curentur") besagt, dass der Arzneistoff für die Therapie geeignet ist, der die Symptome der zu heilenden Krankheit beim Gesunden auslösen kann. Die Prüfung des Arzneimittels bei Gesunden führt zu seinem typischen Arzneimittelbild, das ein Auflisten der individuell erfahrenen Symptome darstellt. Nach Hahnemann wird die Wirkung der homöopathischen Arzneimittel durch Verdünnen verstärkt (Potenzierung/Dynamisierung). Dieses Potenzieren des Arzneimittels kann schließlich zu Verdünnungen führen, die keinen Wirkstoff mehr enthalten. Das Konzept der individuellen Therapie ist am ehesten die rationale Basis einer möglichen Wirksamkeit der homöopathischen Therapie.

 

04. November 2019: Schalten mit Molekülen: Neues aus der Molekularen Elektronik

Prof. Dr. Elke Scheer, Universität Konstanz, Fachbereich Physik

 

Computer, Tablets, Mobiltelefone werden immer leistungsfähiger, weil immer mehr und immer kleinere elektronische Bauteile darin verschaltet sind. Bald werden die konventionellen Halbleiterbauelemente an ihre prinzipielle Miniaturisierungsgrenze stoßen [1], weshalb nun alternative Ansätze, wie zum Beispiel Molekulare Elektronik Schalter diskutiert werden. Diese hat zum einen zum Ziel, die Funktion der diskreten Bauelemente, die bisher aus Silizium hergestellt wurden, durch geeignete Moleküle zu ersetzen. Moleküle können in großer Anzahl und mit atomarer Perfektion synthetisiert werden. Ein weiteres Ziel der Molekularen Elektronik besteht darin, völlig neue Funktionsprinzipien zu entwerfen, und dabei gezielt molekulare Eigenschaften auszunutzen [2,3]. Man unterscheidet prinzipiell zwei Ansätze: Einzelmolekülelektronik und Multimolekülelektronik. In diesem Vortrag werde ich mich auf Einzelmolekülelektronik konzentrieren und als erstes vorstellen, wie Kontakte zwischen Metallelektroden und einzelnen Molekülen hergestellt und elektrisch charakterisiert werden können. Schließlich werde ich einige Beispiele funktioneller Bauelemente wie Schalter oder Dioden vorstellen. [2,3]

[1] Waldrop, M.M.: Nature 530, 144-147 (2016).

[2] Weber, H.B., Mayor, M.: Physik in unserer Zeit 34, 272-278 (2003).

[3] Cuevas, J.C., Scheer, E.: Molecular electronics: an introduction to theory and experiment. World Scientific Publishing, Singapore (2017).

Elke Scheer studierte Physik an der Universität Karlsruhe (Jetzt: Karlsruher Institut für Technologie) und promovierte dort im Jahr 1995 mit einer experimentellen Art zum Thema des elektronischen Transports bei sehr tiefen Temperaturen in Edelmetallnanostrukturen. Von 1996 bis 1997 absolvierte sie einen Forschungsaufenthalt am Forschungszentrum Saclay bei Paris in Frankreich, wo sie mit ihren Arbeiten zum elektronischen Transport durch atomare Kontakte begann. Diese Arbeiten setzte sie nach ihrer Rückkehr nach Karlsruhe fort. Seit Mitte 2000 ist sie Professorin für Experimentalphysik an der Universität Konstanz und forscht unter anderem auf dem Gebiet der Molekularen Elektronik, der Quantenphänomene im elektronischen Transport, des Nanomagnetismus und der mesoskopischen Supraleitung.

 

11. November 2019: Chinas Ehrgeiz in den kommenden Jahren - innen wie außen

Prof. Dr. Siegfried Englert, Staatssekretär a. D.

Auf dem 18. Parteitag im November 2012 wurde Xi Jinping (*1953) zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas gewählt sowie zum Vorsitzenden der Zentralen Militärkommission. Ein Jahr später wurde er zum Staatspräsident ernannt. Auf dem 19. Parteitag 2017 wurde sein „Gedankengut für das neue Zeitalter des Sozialismus chinesischer Prägung“ in die Parteiverfassung aufgenommen. Obwohl er mehr Macht in seiner Person vereinigt hat, als seine Amtsvorgänger, er einen Kult um seine Person zulässt, die an Mao Zedong erinnert, und obwohl er die Zensur der Medien in beispielloser Intensität betreibt, ist er in der VR China außerordentlich populär. 2018 wurde die bisher übliche zeitliche Begrenzung der Präsidentschaft aufgehoben. Innenpolitisch betreibt er die Einführung eines Sozialkreditsystems, was eine ziemlich weitgehende Disziplinierung der Menschen und Unternehmen zur Folge haben wird, außenpolitisch fördert er die Errichtung der Initiative „One belt, one road“, womit die Erneuerung der kontinentalen und maritimen Seidenstraßen gemeint ist. Der Vortrag soll kein Zukunftsorakel sein, sondern eine Zusammenfassung dessen, was wissenschaftlich bisher messbar gewesen ist.

Siegfried Englert (*1947), Studium der Sinologie in Heidelberg, den USA, in Taiwan und Japan und in der VR China 1973 – 75. Nach der Promotion in Heidelberg Förderreferent bei der Stiftung Volkswagen. 1988 Gründung des Ostasieninstitutes der Hochschule Ludwigshafen gemeinsam mit seiner Frau Barbara Schmitt-Englert, 1996 – 2006 Kurator der Klaus Tschira Stiftung in Heidelberg, danach bis 2011 Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz. Seit 2002 Lehrauftrag an der Universität Liechtenstein.

18. November 2019: Kristallisation mal ganz anders: Von Biomineralien, Nanostrukturen und neuen Materialien

Prof. Dr. Helmut Cölfen, Fachbereich Chemie, Universität Konstanz

Biomineralien sind Mineralien, die von lebenden Organismen gebildet werden. Bekannte Beispiele sind Knochen, Zähne, Eier- und Muschelschalen oder auch Korallen. Allen Biomineralien ist gemeinsam, dass sie für den jeweiligen Verwendungszweck hochoptimierte Materialien sind. Dabei gelingt der Natur, aus eigentlich recht schlechten Materialien wie brüchigem Kalk oder Glas hochoptimierte Materialien zu schaffen, die auch synthetischen Hochleistungsmaterialien überlegen sind. Zudem werden Biomineralien in wässriger Umgebung bei Umgebungstemperatur und Druck aus abbaubaren oder recyclierbaren Materialien aufgebaut – ein wunderbares Beispiel für nachhaltige grüne Chemie. Daher ist es sinnvoll die Strukturen von Biomineralien sowie deren Bildung zu erforschen, um die Konstruktionspläne der Natur zu ermitteln. Gelingt dies, so eröffnet sich ein weites Feld zur Synthese von Hochleistungsmaterialien, da einem Chemiker bei weitem mehr Molekülbausteine zur Verfügung stehen als der Natur. Nach einer Einführung in die Biomineralisation werde ich im Vortrag auf mehrere Beispiele von bioinspirierter Mineralisation eingehen. Diese zeichnen sich oft durch optimierte Strukturen auf der Nanoskala aus, welche der Grund für die verblüffenden Eigenschaften sind. Als Beispiel wird elastischer Zement diskutiert, dessen Struktur von der Nanostruktur eines Seeigelstachels inspiriert wurde. Als weiteres Beispiel für bioinspirierte Materialien wird das sogenannte Mineralplastik diskutiert – ein Kunststoff der unter Umgebungsbedingungen in Wasser hergestellt wird und der komplett recyclierbar und abbaubar ist. Als drittes Beispiel werden Knochenimplantatoberflächen vorgestellt, die von der Struktur des menschlichen Knochens inspiriert wurden und damit besonders schnell mit dem existierenden Knochen verwachsen. All diese Beispiele zeigen, dass einem die Natur Wege zu großartigen neuen Materialien liefern kann, wenn es gelingt deren Baupläne zu entschlüsseln.

Helmut Cölfen studierte Chemie an der Gerhard-Mercator Universität Duisburg (heute Universität Duisburg-Essen) und promovierte dort 1993 mit einer Arbeit zur Analyse von Gelstrukturen mit Analytischer Ultrazentrifugation. Bei einem anschließenden Forschungsaufenthalt an der Universität Nottingham erweiterte er sein Wissen auf die Analyse verschiedener Biomakromoleküle in Lösung sowie deren Wechselwirkungen. 1995 wechselte er als Gruppenleiter an das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung nach Potsdam um dort ein Labor für Analytische Ultrazentrifugation zur Nanopartikelanalytik aufzubauen. Hier begann er mit seinen Arbeiten zur Bio- und bioinspirierten Mineralisation. Im Jahr 2010 wechselte er dann als Professor für physikalische Chemie an die Universität Konstanz, nachdem er einen Ruf an die Universität Duisburg-Essen und die Universität Stuttgart abgelehnt hatte. In Konstanz forscht er auf den Gebieten Bio- und bioinspirierte Mineralisation, Selbstorganisation von Nanopartikeln und nichtklassische Kristallisation, Nukleation, Synthese funktioneller Makromoleküle und fraktionierende Analytik von Nanopartikeln und Makromolekülen. Er ist Sprecher des Sonderforschungsbereichs 1214 (Anisotrope Partikel als Baueinheiten) der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

25. November 2019: Gewogen, geschlagen, gebunden. Zum Wertewandel in der Eltern-Kind-Beziehung der letzten hundert Jahre

apl. Prof. Dr. Miriam Gebhardt, Universität Konstanz, Fach Geschichte

 

Deutsche Kindheit im 20. Jahrhundert, da wetteifern in der öffentlichen Diskussion ganz verschiedene Bilder miteinander. Heroische unter dem Stichwort "Weltkrieg-II-Kindheit", traurige unter dem Stichwort "vaterlose Kindheit", grausame unter den Stichworten Euthanasie, Heimerziehung, Missbrauch, aber auch emanzipatorische unter dem Stichwort "Kinderladenbewegung" und "anti-autoritäre Erziehung". Die meisten dieser Deutungen der Kindheitsgeschichte beziehen sich auf allgemeine Umstände des Aufwachsens, im Krieg, in Institutionen, in besonderen politischen Konstellationen. Der wichtigste Ort der Kindheit, nämlich die Familie, bleibt dabei erstaunlich unbeleuchtet. Es scheint fast so, als seien Eltern-Kind-Beziehungen im 20. Jahrhundert eine geschichtsfreie Konstante gewesen; Vater - Mutter - Kind, was soll sich da schon groß verändert haben? Der Vortrag setzt hier an und rekonstruiert den Wandel der Eltern-Kind-Beziehungen in den letzten hundert Jahren. Dabei geht es um Fragen wie: Wie frei waren die Eltern in ihrem Handeln? Mit welchen Vorstellungen vom Wesen des Kindes und mit welchen Zielen wurden Kinder großgezogen? Und welches sind heute die Erbschaften der historischen Erziehungstraditionen in den Familien?

Miriam Gebhardt ist Journalistin und Historikerin und lehrt als außerplanmäßige Professorin Geschichte an der Universität Konstanz. Sie habilitierte sich mit einer Arbeit über die "Die Angst vor dem kindlichen Tyrannen. Eine Geschichte der Erziehung im 20. Jahrhundert". Sie ist darüber hinaus Autorin von Büchern über Rudolf Steiner und die Anthroposophie, über die Widerstandsgruppe Weiße Rose sowie über die deutsche Frauenbewegung. Ihr Bestseller "Als die Soldaten kamen" (2015) sammelte erstmals Belege für die Massenvergewaltigung nach dem Zweiten Weltkrieg in ganz Deutschland durch alle Besatzungsarmeen. Aktuell erschienen ist ihr Buch "Wir Kinder der Gewalt. Wie Frauen und Familien bis heute unter den Folgen der Massenvergewaltigungen bei Kriegsende leiden" (2019).

 

02. Dezember 2019: Generationenvertrag, Alterung und Digitalisierung: Passt das noch zusammen?

Prof. Dr. h.c. Axel Börsch-Supan, Ph. D., Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik München

Ist das aus dem 19. Jahrhundert stammende deutsche Sozialsystem ungeeignet, um im 21. Jahrhundert für soziale Sicherheit zu sorgen? Wird der demographische Wandel unser Rentensystem zerstören? Brauchen wir ein bedingungsloses Grundeinkommen, weil uns die Roboter die Arbeit wegnehmen? Ich halte diese Thesen für falsch. Der Vortrag erläutert, dass sich die Kombination von Demographie und Digitalisierung positiv auf die Organisation der Arbeit im Lebensverlauf auswirken kann -- wir müssen uns nur ein wenig den veränderten Lebensbedingungen anpassen. Dazu zeigt der Vortrag, wie unsere sozialen Sicherungssysteme derzeit funktionieren und wie sie demographiefest und digitalisierungsgeeignet gemacht werden können.

Axel Börsch-Supan ist Diplom-Mathematiker, promovierte am M.I.T. in Volkswirtschaftslehre und war anschließend Assistant Professor for Public Policy in Harvard. Nach Deutschland zurückgekehrt, lehrte er in Dortmund und Mannheim, bevor er am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München das Munich Center for the Economics of Aging einrichtete. Er war und ist Mitglied zahlreicher Regierungskommissionen (u.a. „Rürup-Kommission“, Rentenkommission „Verlässlicher Generationenvertrag“, wissenschaftlicher Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium) und berät u.a. die EU Kommission, die OECD und die WHO.

09. Dezember 2019: Die Trickkiste der Krankheitserreger - wie Bakterien unsere Abwehr überlisten

Prof. Dr. Christof R. Hauck, Zellbiologie, Universität Konstanz

Wie professionelle Einbrecher brauchen auch bakterielle Krankheitserreger das passende Werkzeug, um unseren Körper zu besiedeln und körpereigene Abwehrmechanismen auszuhebeln. Freigesetzte Toxine, molekulare Injektionsnadeln, ein ständig wechselndes Äußeres und spezialisierte Haftfaktoren sind nur einige der gängigen Hilfsmittel von pathogenen Bakterien, mit denen sie sich ihre Nische erobern. Anhand mehrerer Beispiele illustriert der Vortrag, wie eng diese bakteriellen Virulenzfaktoren mit körpereigenen Strukturen wechselwirken und letztlich dem Erreger einen Vorteil bei der Besiedlung des menschlichen Körpers verschaffen. Vor dem Hintergrund von zunehmenden Antibiotika-Resistenzen sollen aktuelle Forschungsfelder diskutiert werden, die neue Möglichkeiten zur Eindämmung von bakteriellen Infektionskrankheiten eröffnen können.

Christof Hauck forscht mit seiner Arbeitsgruppe seit 2006 am Lehrstuhl Zellbiologie der Universität Konstanz an Adhäsionsmolekülen auf der Oberfläche menschlicher Zellen. Diese Proteine werden häufig von Bakterien ausgenutzt, um mit den Geweben unseres Körpers in Kontakt zu treten. Gemeinsam mit Kollegen aus der Chemie ist seine Arbeitsgruppe auf der Suche nach innovativen Wirkstoffen, um die Achillesferse humanpathogener, multiresistenter Erreger zu treffen.

 

16. Dezember 2019: Identität oder Inhalte? Nationalismus und Sozialismus im Parteienwettbewerb der späten Habsburgermonarchie

Jun. Prof. Dr. Christina Zuber, Universität Konstanz, Fachbereich- Politik und Verwaltungswissenschaft

In letzter Zeit wird viel darüber debattiert, ob der Erfolg nationalistischer Parteien auf Unterstützung von Wählerinnen unterer sozialer Schichten basiert. Der Vortrag widmet sich dieser aktuellen Frage mit historischem Material. Im Jahr 1907 führte der österreichische Teil der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie das allgemeine freie Männerwahlrecht für die Wahlen der Mitglieder des Abgeordnetenhauses ein. Breite Bevölkerungsschichten Mittel- und Osteuropas nahmen damals zum ersten Mal an demokratischen Wahlen teil. Aufgrund des Charakters als Vielvölkerstaat bemühte sich eine Vielzahl nationalistischer Parteien darum, potentielle Wähler als „Deutsche“, „Tschechen“, „Polen“ oder „Italiener“ zu mobilisieren. Demgegenüber präsentierten sich die Sozialdemokratien als Repräsentanten einer transnationalen Gemeinschaft von „Arbeitern“. Welche Mobilisierungsstrategien waren unter diesen Bedingungen einer ursprünglichen demokratischen Wahl erfolgreich? Triumphierten Nationalisten durch Appell an Identität oder durch konkrete politische Inhalte? Und welche Erkenntnisse lassen sich aus der Analyse historischer Ereignisse für aktuelle politische Prozesse gewinnen? 

13. Januar 2020: Hieronymus - Bibelgelehrter, Radikalasket und Frauenversteher oder Wie macht man einen Heiligen?

Prof. Dr. Barbara Feichtinger, Universität Konstanz, Fachbereich Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften

Abstract folgt

20. Januar 2020: Stummer Frühling auf dem Acker - Wird Rachel Carson's Prophezeiung zum Artenschwund wahr?

Prof. Dr. Christoph Leuschner, Georg-August-Universität Göttingen

Insektensterben, der Verlust von Kiebitz, Rebhuhn und Braunkehlchen, Äcker ohne Blüten – die Industrialisierung unserer Agrarlandschaft hat zu starken Verlusten in der Biodiversität geführt, die auch dem Städter zunehmend bewusst werden. Wie steht es um die Wildpflanzen, Insekten und Vögel auf unseren Äckern, Wiesen und Weiden, welche Faktoren haben zum großflächigen Zusammenbruch der Agarbiodiversität geführt und welche Wege gibt es aus der Krise hin zu einer produktiven Landwirtschaft, in der die agrartypische Flora und Fauna noch einen Platz haben? Der Vortrag gibt einen Überblick über die langfristigen Bestandstrends wichtiger Pflanzen- und Tiergruppen in Mitteleuropas Agrarlandschaften, untersucht die Ursachen der Bestandszusammenbrüche und diskutiert mögliche Wege zu einem Miteinander von produktiver Landwirtschaft und Biodiversität.


Christoph Leuschner, ist seit 2000 Professor für Pflanzenökologie und Ökosystemforschung am Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Göttingen. Nach dem Studium der Biologie und Geographie in Freiburg und Göttingen promovierte und habilitierte er in Pflanzenökologie und war von 1996-2000 Professor für Ökologie an der Universität Kassel 1996-2000.  Seine Forschungsschwerpunkte  liegen in der Ökologie und Stressphysiologie temperater Bäume und Wälder, der Biodiversität und Ökologie tropischer Wälder, und dem Zustand und Schutz der Agrarbiodiversität in Deutschland. Laufende Forschungsprojekte befassen sich u.a. mit partizipativen Ansätzen zur Erhöhung der Artenvielfalt auf konventionell wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betrieben sowie der Anpassung der Wälder an den Klimawandel.

27. Januar 2020: Vorstellung des Jahresgutachtens des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung

Prof. Dr. Dr. h. c. Lars Feld, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Den Strukturwandel meistern

Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit der zweiten Jahreshälfte 2018 im Abschwung. Im vergangenen Jahr betrug die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts nur noch 0,6 Prozent. Rechnet man die zusätzlichen Arbeitstage im Jahr 2020 heraus, so dürften in diesem Jahr kaum mehr als 0,5 Prozent Wachstum resultieren. Im Unterschied zur Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 handelt es sich nicht um einen scharfen Wirtschaftseinbruch, sondern um ein zähes Erlahmen der Wachstumskräfte, das zu einem erheblichen Teil auf Strukturwandlungen in der deutschen Wirtschaft und der Weltwirtschaft zurückzuführen ist. In diesem Vortrag werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie dieser Strukturwandel bewältigt werden kann und welche wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen zielführend sind.

10. Februar 2020: Optische Antennen – eine Anwendung der Nanotechnologie

Prof Dr. Paul Leiderer (Universität Konstanz) spricht zu "Optische Antennen – eine Anwendung der Nanotechnologie"

Alternativvortrag, da aufgrund der Witterungsbedingungen der Vortrag von Prof. Dr. Dr. Udo di Fabio nicht stattfinden kann.

Aufzeichnungen

Übrigens, das Studium Generale können Sie sich auch später noch einmal ansehen. Videoaufzeichnungen einzelner Vorträge finden Sie unter diesem Link.

Mit freundlicher Unterstützung von:

Mit Unterstützung und in Kooperation mit der Universitätsgesellschaft Konstanz, der Horst-Sieber-Lecture sowie der beiden Exzellenzcluster der Universität Konstanz "Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour" und "The Politics of Inequality".

Konzept: Günter Franke, Paul Leiderer, Bernhard Schink,  Clemens Wischermann

Aktuelle Informationen zum Studium Generale

Aktuelle Informationen zum Studium Generale erhalten Sie hier auf dieser Website. Veranstaltungsankündigungen und im Vorfeld bekannte Programmänderungen erhalten Sie auch über den Veranstaltungsnewsletter der Universität Konstanz. Hier können Sie sich für diesen Newsletter anmelden.

Unterstützen Sie das Studium Generale!

Auch in Zukunft möchte die Universität Konstanz ein qualifiziertes Veranstaltungsprogramm kostenfrei anbieten. Wir freuen uns, wenn Sie uns dabei mit einer privaten Spende unterstützen.

Empfänger: Universität Konstanz
IBAN: DE92 6005 0101 7486 5012 74
BIC: SOLADEST
Kreditinstitut: BW-Bank Konstanz
Verwendungszweck: Studium Generale, Kst. 15964404, Spende

Den Verwendungszweck bitte unbedingt angeben!

Wir stellen Ihnen gerne eine Spendenbescheinigung aus.

Brücken schlagen - Studium Generale als Schlüsselqualifikation

Für eine begrenzte Zahl an Studierenden wird ein Begleitseminar zur fachübergreifenden Vortragsreihe des Studium Generale angeboten, in dem 3 ECTS für Schlüsselqualifikationen erworben werden können. Alle anderen Studierenden sind ebenfalls herzlich eingeladen, das Angebot des Studium Generale zu nutzen und die Vorträge zu diskutieren. 

Externe und interne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden fachübergreifend aktuelle und herausfordernde Themen verständlich präsentieren, in Forschungsfelder einführen und zur Diskussion einladen. Diese Vorträge werden auf einem Workshop-Nachmittag am Freitag, 7.Februar 2020, gemeinsam diskutiert. Zur Vorbereitung dieser Gesprächs- und Diskussionsrunde erarbeiten die Teilnehmer ein kurzes, anregendes Impulsstatement zu einem der Vorträge.

In einer kurzen Vorbesprechung werden die Rahmenbedingungen dieses begleitenden SQ-Kurses erläutert und vereinbart.

Mehr Infos zum SQ-Programm gibt es hier.

Rückblick

Informationen zu den Vorträgen im Studium Generale der vergangenen Wintersemester finden Sie im Rückblick!